2007 Neubau Albert-Loder-See

Schweinfurter Tagblatt                                                                            Freitag 30.03.2007
Von unserem Redaktionsmitglied Josef Schäfer

OBEREUERHEIM

Neues Angelrevier nach Jahren vollendet

Wie ein Postkartenidyll schmiegt sich der neue Angelsee in die Wiesen vor den Toren Obereuerheims. Vor wenigen Tagen sind die letzten der 50 000 Kubikmeter Wasser eingelaufen. Die ersten Fische ziehen dort bereits ihre Bahnen. Das Projekt der Anglergemeinschaft Grettstadt/Dürrfeld neigt sich seinem Ende entgegen. Nach sieben Jahren und reichlich Hin und Her. Ausgerechnet im Jahr des 25-jährigen Vereinsbestehens.

Großer Jubel bricht bei den Vereinsverantwortlichen nicht aus, eher das Gefühl der Erleichterung ist aus ihren Worten herauszuhören. Schließlich dauerte es sieben Jahre von den ersten Plänen bis die letzten Bagger ihre Schaufel anlegten. „Es war ein zähes Geschäft“, räumt Schriftführer Bruno Ort ein, ohne ins Detail zu gehen. Sieben Behörden und die Gemeinde Grettstadt waren beteiligt. Da gab es viele Einzelfragen zu klären – vom Verlauf einer Hochspannungsleitung bis zur Renaturierung des Erleinsbachs, deren Pläne zweimal geändert wurden. Letztere war eine Forderung der Unteren Naturschutzbehörde als Ausgleichsmaßnahme.

Bürgermeisterin Waltraud Epp führt die Verzögerung auf langwierige Grundstücks-
verhandlungen zurück. Letztlich habe sich nur an der jetzigen Stelle der Bau eines Angelteiches angeboten. Die Kommune hat das Gelände von einem Privatmann gekauft und für 40 Jahre an den Angelverein verpachtet. Es sei darum gegangen, ihn mit Sportvereinen gleichzustellen, denen man ebenfalls gemeindlichen Grund und Boden zur Verfügung stelle.

Die lange Anlaufzeit hat in jedem Fall die Kosten erhöht. Fragen zu deren Gesamthöhe lässt Schriftführer Ort unkommentiert; man darf sie im sechsstelligen Bereich vermuten. „Wir bestreiten diesen Bau aus eigenen Mitteln und bekommen keine Zuschüsse“, betont er. Aber: Die lange Planungsphase habe Vorteile gebracht zum Zuschnitt und Profil des Gewässers. „Viele Mosaiksteinchen mussten zusammengesetzt werden, um nun ein gutes Ergebnis zu haben.“

Der milde Winter habe immerhin dazu beigetragen, dass die Bauphase binnen vier Monaten abgewickelt werden konnte: „Dadurch sind die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung deutlich verringert worden.“ Ursprünglich hatte man mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet.

Auf 1,2 Hektar erstreckt sich die Wasserfläche an der Straße nach Dürrfeld auf Höhe des Sportplatzes. Der Teich ist 4,5 Meter tief und wird über einen Graben aus dem Tannig-Wäldchen gespeist. Der Überlauf ist an den Erleinsbach angeschlossen.

10 000 Moderlieschen, die als Futterfische für die Zander dienen, schwimmen schon im See. Es kommen Weißfische, Karpfen und Schleien hinzu. Erst im Herbst werden die Raubfische wie Zander und Hechte eingesetzt, erläutert Vorsitzender Alfred Loder. Schon im Juni können die Angler die ersten Haken auf der Jagd nach den Friedfischen ins Wasser halten. Im nächsten Jahr erst stehen alle Arten für die Hobbyfischer zur Verfügung.

Neue Heimat für Edelkrebse

Denn das ökologische Gleichgewicht muss nach und nach ausgebaut werden. Zudem ist der Teich Teil eines Projekts der Fischereifachberatung (Regierung von Unterfranken), Edelkrebse und Teichmuscheln wieder anzusiedeln. Wie Ort ausführt, sollen zunächst 50 Krebse eingesetzt werden; in Tonröhren können sie sich vor ihren Fressfeinden schützen. Anschließend soll die Population beobachtet werden.

An die erst jüngst zu Ende gegangenen Bauarbeiten erinnern die riesigen Berge an Sand und Erde, die die Bagger aus der Wiese gegraben haben und jetzt neben der Straße lagern. Zwei Jahre dürfen sie laut Genehmigung des Landratsamtes dort noch liegen, dann müssen die 40 000 Kubikmeter abtransportiert sein. 5000 davon übernimmt die Gemeinde, um eine Stilllegungsfläche am Steinlöhlein aufzufüllen, wie Bürgermeisterin Epp unlängst im Gemeinderat bekannt gab. Den stark mit Sand versetzten Aushub übernimmt eine Baufirma, um damit bei ihren Projekten Kabelgräben im Boden abzudecken.

Die Idee zum Neubau des Sees war vor Jahren innerhalb des Vereins entstanden, nachdem für die 20 aktiven Angler und die elf Mitglieder der Jugendgruppe der bisher genutzte Mühlweiher in Dürrfeld und der Birkleinsee in Grettstadt zu klein waren. Auch für den fischwaidgerechten Besatz seien beide Teiche nicht optimal gewesen, formuliert Bruno Ort.

Das Vereinsheim der Anglergemeinschaft in Dürrfeld bleibt allerdings erhalten, dort begeht die Gemeinschaft am 7. und 8. Juli auch ihr Fischfest mit der Feier des Gründungsjubiläums. Am neuen See in Obereuerheim wird es demnach keine Gebäude geben. Wie Bürgermeisterin Epp betont, sei es Teil der Baugenehmigung, das Areal naturbelassen zu halten. Auch das Baden und im Winter das Schlittschuhlaufen sind dort nicht erlaubt. Epp: „Für das Landschaftsbild ist der See in jedem Fall eine Bereicherung.“

Bildergalerie von Bruno Ort